Ob das Baden nun alle Vierteljahr oder alle 2 Wochen sein soll, bleibt
Ihnen überlassen, aber Sie dürfen nicht unsere Strassen mit
tibetischer Hochlandluft verwechseln, wo der einzige Dreck, den es gibt,
der immerwährende körnige Sandstaub ist, der in dem Sinne kein Schmutz
ist.
In Tibet wäscht man sich mit feinem Sand. Das können wir auch machen,
es gibt sogenannte "Wascherde" oder "Lavaerde" (gereinigte Tonerde) zu kaufen, die auch für
die menschliche Haarwäsche sehr zu empfehlen ist.
Nehmen Sie hinterher in jedem Fall reichhaltig pflegende Produkte. Da Hundehaar nicht so schnell
rückfettet wie menschliches Haar, ist eine Pflegespülung nach
jeder
Wäsche unbedingt notwendig. Nur mit einer guten Pflegespülung trocknet
das Haar nicht durch die Wäsche aus, so dass Sie mit ganz gutem
Gewissen den Hund regelmäßig baden können.
Bitte achten Sie darauf, egal was Sie nehmen, dass es nicht allzu
aufdringlich duftet - umso eher wird Ihr süß riechender Liebling sich
hinterher versuchen in etwas Unaussprechlichem zu wälzen. Ihr Hund mag
immer noch seinen eigenen angenehmen Geruch, der sich ein paar Tage nach
dem Bad wieder einstellt, am liebsten.
Besondere Maßnahmen:
Wenn Ihr Hund ein Bad in
stinkendem Schlamm genommen hat oder aus anderen Gründen unangenehm
riecht oder hoffnungslos verdreckt ist, hilft keine Dusche mit
Klarwasser, sondern nur ein gutes Bad. Sie brauchen ihn nur bei solchen
seltenen Anlässen zu baden, können die Prozedur aber auch regelmäßig
vornehmen, wenn (wenn!!!) Sie schonende Mittel verwenden. Verfilzungen
können so aber nicht beseitigt werden, in diesem Fall starten Sie vor
einem Bad noch eine gesonderte „Rettungsaktion“.
Regelmäßiges Baden schadet dem Hund meiner Erfahrung nach NICHT, wenn
es richtig gemacht wird - im Gegenteil, die Haut kann viel besser atmen
und wird besser durchblutet, wenn sie ab und zu gebadet wird. Ein
großer Vorteil für Sie ist, dass ein sauberer Hund wesentlich leichter
zu bürsten und zu kämmen ist als ein schon einige Wochen
"älterer"!
Außerdem werden Sie auch in späteren Jahren niemals einen Hund haben,
der unangenehm nach "Hund riecht", zur Verwunderung vieler
Kurzhaarhund- Besitzer, die sich manchmal über den Gestank ihres vom
Wetter feuchten - aber nicht gebadeten - Hundes wundern.
Tibet Terrier neigen allerdings schon von Natur aus nicht dazu, nach
"Hund" zu riechen, sie sind eben sehr saubere Tiere.
Verwenden Sie ein gutes
Proteinshampoo. Die meisten Standard - Hundeshampoos wirken leider kaum
pflegend! Hätte ich bei meiner ersten Hündin nur geahnt, wie viel
Arbeit ich mir hätte sparen können durch richtiges, hochwertiges
Shampoo und Haarkur, und dem richtigen Werkzeug!
Sie können das Hundeshampoo nach Anleitung verdünnen, dann verteilt es
sich besser im Haar. Spülen Sie auch den allerletzten Rest Schaum
wieder heraus.
Nun nehmen Sie eine
Protein - Haarkur, die ebenfalls verdünnt werden kann, aber nicht muss;
sie braucht nach dem einarbeiten nicht ganz so gründlich ausgespült zu
werden.
Anschließend nach dem Ausspülen kommt ein Spritzer Ölbadpräparat zum Rückfetten
für die Haut, das Sie in einem Litermaß mit Warmwasser mischen, über den
fertig gewaschenen Hund gießen und nicht ausspülen. Das Öl können
Sie bei robusteren Haaren auch weglassen, wichtig ist aber nach JEDEM
Bad die Haarkur, da Hundehaare schlechter von selbst rückfetten als
menschliche.
Trocknen Sie den Hund nur vorsichtig ab ohne zu rubbeln und bürsten ihn
anschließend unter dem Fön, oder lassen Sie ihn eine kurze Zeit im Haus austoben und kämmen
dann das Haar trocken.
Lassen Sie ihn unter keinen Umständen mit noch feuchten Haaren ins
Freie, denn ein Schnupfen ist für Hunde eine viel schlimmere Krankheit als für Menschen, die sie eigentlich auch nur durch
solche unbedachten Situationen bekommen!
Möchten Sie Ihren Hund
ausstellen, baden Sie ihn wie beschrieben, aber je nach Haarqualität
wahrscheinlich am besten einige Tage vorher. Gehen Sie mit den
Pflegemitteln sparsamer als sonst um. Kämmen Sie nach dem Baden sehr
gründlich und noch einmal kürzer einen Tag vor der Ausstellung. Am
großen Tag sieht das Haar dann wieder „wie immer“ aus, nur noch
viel schöner, und Sie haben einen natürlich gepflegten Hund.
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Die „Rettungsaktion“:
Wenn Ihr Hund in den
Fellwechsel gekommen ist und Sie nicht rechtzeitig darauf reagiert haben
oder wenn aus irgendwelchen anderen Gründen das Fell verfilzt ist, dann
ist das zwar nicht schön, aber noch lange kein Grund zu verzweifeln und
zur Schere zu greifen! Es gibt fast immer die Möglichkeit, das Haar
ohne Radikalschur wieder zu entfilzen. Trotzdem sollte es natürlich gar
nicht erst so weit kommen.
Nehmen Sie sich zu der Aktion einige Stunden Zeit.
Füllen Sie die leere Sprühflasche mit folgender Mischung:
- gut 2 EL Haarkur
- mindestens 1 EL Ölpräparat (Hemectant Moisturizing Oil von #1 All Systems, oder
Kräuteröl
von Jean Peau / Ehaso - beide Adressen siehe Anhang)
Füllen Sie mit gut warmem Wasser auf und schütteln alles kräftig
durch.
Wenn Sie jetzt anfangen zu kämmen,
nehmen Sie immer sehr reichlich von dieser Mischung, bevor Sie eine
verfilzte Stelle bearbeiten, wenn es sich um einen dicken Knoten
handelt, kann er auch direkt mit etwas Öl pur eingeweicht werden. Vielleicht brauchen Sie die ganze
Flasche für eine Entfilzungsaktion. Jeder Filzknoten sollte erst mit den Fingern und dem ersten
Zinken vom Kamm aufgezupft werden, bis er in viele kleine fusselige
Einzelteile zerlegt ist, die nun mit dem feinen Kamm herausgekämmt
werden können. Dabei halten Sie möglichst die Strähnchen mit zwei
Fingern direkt am Haaransatz fest, dann tut es nicht weh. Ansonsten
gehen Sie genauso vor wie sonst, nur viel langsamer!
Spätestens zwei
Tage nach dieser Aktion muss der Hund gebadet werden, um das Haar von
dem vielen Öl zu befreien!
Für den Notfall, wenn die Filzknoten zu dick zum Aufzupfen geworden
sind, gibt es spezielle Entfilzungskämme (siehe
Werkzeug
)mit Messern statt
Zinken, die sie beim kämmen aufschneiden, die allerdings auch ordentlich
Fell kosten. Darum
würde ich diese nur sehr sparsam einsetzen.
Fragen Sie sich auf jeden Fall,
ob Sie den richtigen Pflegerhythmus haben. Abhängig von der Haarqualität,
vom Lebensalter und von der Jahreszeit wird es auch einmal mehr nötig
sein! Die Intervalle schwanken: Nur alle 14 Tage für den
ausgewachsenen, gut gepflegten Hund mit vorzüglicher Haarqualität, bis
hin zu zweimal pro Woche für den Junghund von 1 1/2 bis 2 1/2 Jahren,
der voll im Fellwechsel steht.
Für Ihre Mühen werden Sie auf jeden Fall belohnt! Ihr Hund wird es
Ihnen danken.
Die
Schere:
Probieren Sie lieber gar nicht aus, wie Ihr Tibbie mit gekürztem
Pony aussieht! Wenn am Kopfhaar herumgeschnitten wird, auch wenn man es
noch so vorsichtig macht, entstellt das den typischen Ausdruck und
hinterher guckt Sie ein ganz anderer Hund an - ich kenne fast keinen am Kopf
geschnittenen Tibet Terrier, bei dem eine "Frisur" auch nur
annähernd "gut" aussieht.
Wenn Ihr Junghund langsam den Durchblick verliert, also mit ca. 6
Monaten, können Sie anfangen, z.B. mit kleinen Frottee- Haargummis aus der
Drogerie vorne über den Augen die Strähne zu einem Zopf zu binden. Das
sieht gut aus, der Hund hat wieder Durchblick, und auch bei Rüden sieht
das nicht irgendwie "frisiert" oder komisch aus, wenn Sie
schwarze Bänder nehmen.
Wenn Sie grundsätzlich Haarbänder albern finden, können Sie eine
sogenannte "Effilierschere" (siehe
Pflegewerkzeug
)
kaufen, mit der man das Haar über
der Stirn vorsichtig ausdünnen kann. Das müssen Sie schrittweise und
vorsichtig ausprobieren und kann ganz gut und nicht "frisiert"
aussehen. Der Hund behält seinen Ausdruck, es hängen ihm nur noch
einige wenige Haare über die Augen.
Mit zunehmenden Alter wird das Kopfhaar meistens von alleine dünner und auch mehr
seitlich fallen, so dass nicht mehr ganz so viele Haare über die Augen
hängen.
Mein Favorit ist auf jeden Fall das Haargummi, ich bin grundsätzlich
dagegen, einem Tibet Terrier am Kopfhaar herumzuschneiden.
Eine Alternative ist nur, von einem professionellen Hundefriseur den
Hund komplett scheren zu lassen. Er hat die Möglichkeit, das ordentlich
und gleichmäßig zu machen und gibt Ihrem Hund mit etwas Glück sogar
einen hübschen Ausdruck, was meiner Erfahrung nach leider nicht der
Fall ist, wenn man selbst mit der Schere darangeht.
Ein kurzer Tibet Terrier kann sehr gut aussehen - aber ist auch eine
Sache, die einen völlig neuen Hund aus ihm macht und nicht wieder
rückgängig zu machen ist. Es dauert bis zu 2 Jahre, bis das Haar
wieder einigermaßen lang ist und wieder jeder erkennt, dass dies ein
Tibet Terrier ist...
Manchmal ist das aber das Mittel der Wahl, und wenn Sie Geduld haben,
bekommen Sie auch ihren alten, langhaarigen Hund irgendwann
wieder.
Aber bevor es ernst wird, fragen Sie lieber noch einmal Ihren Züchter
oder jemand anderen mit Erfahrung, ob es nicht eine Alternative gibt!
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